Im September 2018 gelangte ein bereits in den 1970er Jahren im (ausgelagerten) Bestand des Stadtarchivs befindliches Fotoalbum des früheren Oberbürgermeisters Karl Konrad aus Privatbesitz wieder in die Sammlungen des Stadtarchivs zurück.
Karl Konrad (*19.5.1888 in Bayersried Krs. Marktoberdorf, † 20.6.1973 Neuburg) war in Neuburg aufgewachsen und nach dem Jurastudium vorübergehend am Amtsgericht Neuburg tätig. Zwischen 1920 bis 1946 lebte Konrad in Berlin, von 1933 bis 1945 in der Rechtsabteilung der der Telefunken GmbH tätig.
Nach der Rückkehr nach Bayern war das CSU-Mitglied Konrad 1947 vom Kreistag in Donauwörth zum Landrat gewählt worden, hatte jedoch bereits bei den Kommunalwahlen 1948 sein Amt eingebüßt. In Neuburg hatte der bisher amtierende Bürgermeister Bunk für die CSU ein fulminantes Wahlergebnis erzielen können. Dennoch verlor Bunk- nach hitzigen Debatten und dubiosen Absprachen seiner Partei – sein Amt an den bis dato in Neuburg nicht in Erscheinung getretenen Konrad. In dessen Amtszeit fielen die Neuorganisation der Kommunalverwaltung (zunächst in enger Abstimmung mit der amerikanischen Militärregierung) und der Wiederaufbau der Donaubrücke. Bei öffentlichen Auftritten agierte Konrad zuweilen unglücklich. Unmutsäußerungen und Rücktrittsforderungen in Bürgerversammlungen 1949 und 1950 lassen die Vermutung zu, dass Oberbürgermeister Konrad weit weniger beliebt war als sein Amtsvorgänger. (1)
Neben privaten Fotografien finden sich in dem großformatigen Album unter anderem Aufnahmen von Vertretern der amerikanischen Militärregierung, von Mitgliedern des Stadtrats und vom Wiederaufbau der (von der abziehenden Wehrmacht) zerstörten Donaubrücke.
(1) ausführlicher zu Karl Konrad vgl. Markus Seemann: „Nazimethoden“, „KZ-Lumpen“ und „Lektionen in Demokratie“, in: „UMBRÜCHE“. Leben in Neuburg und Umgebung 1918-1948, S. 288-289.